
Was sich ab dem 1. August 2025 zwischen Hamburg und Berlin abspielt, ist unglaublich. Die Bahn plant, die direkte Verbindung zwischen den beiden Großstädten für neun volle Monate komplett zu sperren. Rund 30.000 Menschen täglich, über 230 Züge, eine der wichtigsten und überlastetsten deutschen Fernverbindungen – und doch steht der Verkehr bald quasi still. Regionalzüge fallen aus, Fernzüge werden großräumig umgeleitet, Busse sollen Ersatz schaffen, Pendler verlieren Stunden ihrer Lebenszeit. Schon 2024 war die Strecke für vier Monate dicht – jetzt folgen neun weitere Monate. Und das ist nur die Vorbereitung auf das nächste Chaos: Denn zentrale Modernisierungsschritte wie die Einführung der digitalen Leittechnik ETCS werden nicht einmal umgesetzt, sondern nur „vorbereitet“ – für einen weiteren Umbau irgendwann Anfang der 2030er Jahre, der dann nochmals Zeit und Kosten verschlingen wird.
All das kostet Geld. Viel Geld. Laut Bahn beläuft sich der Preis für diese sogenannte „Generalsanierung“ auf 2,2 Milliarden Euro. Diese Summe fließt in das Aufrechterhalten eines Systems, das schon heute überlastet ist – ohne neue Kapazitäten, ohne echte Beschleunigung, ohne Zukunftssicherheit.
Noch bis zum Sommer 2025 dauert die Fahrt zwischen Berlin und Hamburg mit dem ICE im Regelbetrieb etwa 1 Stunde und 45 Minuten ohne Umstieg. Doch das wird für neun Monate Geschichte sein. Fernzüge werden mit einem großen Umweg umgeleitet, welcher die Reisezeit um 45 Minuten erhöht. Der Regionalverkehr wird ausgesetzt, Fahrgäste müssen in Busse des Schienenersatzverkehrs (SEV) umsteigen oder enorme Umwege in Kauf nehmen. Das bedeutet für viele: stundenlange Umwege, mehrfache Umstiege, ungewisse Ankunftszeiten. Statt wie bisher in unter zwei Stunden anzukommen, kann eine Strecke im Fernverkehr bis zu 2:44 Stunden dauern. Im Nahverkehr sogar 4,5 – 5 Stunden. Der Transrapid hätte das in knapp 50 Minuten geschafft.



Und hier wird der Irrsinn offensichtlich: Für exakt diese Strecke war einst eine Transrapid-Verbindung vorgesehen. Eine 292 Kilometer lange Magnetschnellbahn, die Hamburg und Berlin in weniger als einer Stunde verbunden hätte – mit 430 km/h, emissionsfreiem Betrieb und einer nahezu wartungsfreien Fahrbahn. Das Projekt wurde im Jahr 2000 politisch gestoppt. Die geschätzten Investitionskosten für den Fahrweg lagen 1998 bei 8 Milliarden D-Mark, also ca. 4,1 Milliarden Euro. Inflationsbereinigt auf 2025 entspricht das etwa 6,1 Milliarden Euro.
Doch der eigentliche Knaller ist nicht der Bau – sondern der Betrieb. Die jährlichen Betriebs- und Wartungskosten des Transrapid wurden damals mit 250 Millionen D-Mark beziffert. Inflationsbereinigt macht das heute etwa 190 Millionen Euro pro Jahr. Mit den 2,2 Milliarden Euro, die nun für neun Monate Schienenflickerei ausgegeben werden, hätte man den Transrapid ganze zwölf Jahre lang vollständig betreiben und instand halten können.
Zwölf Jahre Hochgeschwindigkeitsverkehr, zwölf Jahre leiser, sicherer und pünktlicher Mobilität, zwölf Jahre emissionsfreier Betrieb – verschenkt. Stattdessen erleben wir, wie sich ein Land für Milliarden Euro durch Bauzäune und Busersatzverkehr quält.
Diese Zahl ist ein Schlag ins Gesicht all jener, die damals gewarnt haben. Der Transrapid hätte unsere Mobilität revolutionieren können. Stattdessen erleben wir 2025 die Spätfolgen politischer Mutlosigkeit und technischer Selbstverleugnung. Es ist Zeit, die richtigen Lehren daraus zu ziehen: Nicht jede Innovation war ein Irrweg.