Während der Entwicklung des Transrapid wurden viele Prototypen entwickelt, die noch bis heute existieren und an einigen Stellen sogar besichtigt werden können. In diesem Beitrag erkläre ich euch, wo sich welches Fahrzeug befindet. Wer technische Details über die Fahrzeuge möchte, schaut in unsere Fahrzeugübersicht.
MBB Prinzipfahrzeug
1971 sorgte das MBB Prinzipfahrzeug für großes Aufsehen: Es war das erste elektromagnetisch schwebende Fahrzeug, welches Passagiere auf einer kurzen Teststrecke beförderte.
Es befindet sich aktuell in der Lokwelt Freilassing. Das Fahrzeug ist sehr gut erhalten.
MBB KOMET
Der KOMET ist ein Prototyp, welcher keine Fahrgäste befördert hat. Viel eher war er dazu gedacht, das elektromagnetische Schweben auch bei Hochgeschwindigkeiten zu evaluieren. Dafür wurde er von Heißwasserraketen auf bis zu 401 km/h beschleunigt. Der KOMET lieferte damals die wichtige Erkenntnis, dass die Magnete und der Wagenkasten gefedert werden sollten, anstatt diese starr am Fahrzeug anzuordnen.
Der KOMET kann nicht öffentlich besichtigt werden. Er ist in einer Lagerhalle in Norddeutschland eingelagert, in welcher er sicher gelagert ist. Zwar ist er etwas verstaubt, dennoch in einem guten Zustand.
TR02 & TR03
Krauss-Maffei erprobte elektromagnetische & Luftkissen-Fahrzeuge, um herauszufinden, was am meisten Sinn macht. Schnell wurde klar, dass Luftkissenfahrzeuge unvorteilhaft waren: Laut und ineffizient. Krauss-Maffei spezialisierte sich danach auf elektromagnetische Fahrzeuge.
Beide Fahrzeuge sind leider verschrottet und können nicht mehr besichtigt werden.
Erlangener Erprobungsträger
Mit dem EET entwickelte ein Konsortium aus Siemens, AEG und BBC ab ca. 1972 Fahrzeuge, die elektrodynamisch schwebten. Das bedeutet, dass die Fahrzeuge von Supraleitern zum Schweben gebracht wurden. Bis 50 km/h sind die Fahrzeuge auf Gummirädern gefahren, ab dann konnten sie die Räder einziehen und schweben. Zuerst wurde ein Kurzstator-Antrieb implementiert, später fand eine Umrüstung auf Langstator ohne Eisen (Statoren) statt (EET02).
Die EET-Fahrzeuge wurden leider verschrottet. Sie können entsprechend nicht mehr besichtigt werden.
TR04
Der TR04 ist der Nachfolger des TR02 (TR03-Luftkissen wurde eingestellt). Er erreichte über 250 km/h auf einer Teststrecke in Ottobrunn.
Das Fahrzeug wurde von Krauss-Maffei an das Technik Museum Speyer verschenkt. Dort ist es von außen besuchbar. Das Museum stand zuletzt in der Kritik, da es plante, den TR04 als Hotelzimmer zu missbrauchen. Dieses Vorhaben scheint nun beendet zu sein.
HMB2
1974 als HMB1-Schwebegestell erprobt und später um einen Wagenkasten ergänzt. Der HMB war die erste Realisierung der heutigen Transrapid Antriebs- und Schwebetechnologie.
Es steht im Technik Museum Kassel neben dem TR05.
TR05
Das erste 2-Sektionen Fahrzeug war der TR05, welcher auf der internationalen Verkehrsausstellung in Hamburg 1979 öffentliche Passagiere beförderte.
Das komplette Fahrzeug stand vor wenigen Jahrzehnten noch auf dem Werksgelände in Kassel, ist inzwischen jedoch im Technik Museum Kassel ausgestellt. Dort kann es sogar von innen besichtigt werden.
TR06
412,6 km/h erreichte der TR06 auf der Versuchsanlage im Emsland.
Eine Endsektion steht am Deutschen Museum Bonn, wo es von außen besichtigt werden kann. Von innen ist es leer, da es sich um die Techniker-Sektion handelte. Das Gegenstück befindet sich eingelagert in Norddeutschland, wo es leider unter freiem Himmel verrottet. Es gibt Pläne, das Fahrzeug eines Tages zu restaurieren.
TR07
Das Fahrzeug der Rekorde erreichte die technische Einsatzreife des Transrapid-Systems und den Weltrekord von 450 km/h. Es wurde 2000 und 2002 in ein Infozentrum umgebaut und nach Essen und München transportiert.
Seit 2004 befindet sich eine Sektion wieder in Lathen. Diese kann während einer Führung im Transrapid-Besucherzentrum auch von innen besichtigt werden.
Das Gegenstück steht seit 2009 in Sengenthal bei der Firmengruppe Max Bögl. Bögl erwarb das Fahrzeug, als es am Münchener Flughafen stand. Es ist inzwischen grau foliert und sieht von außen recht gut aus.
TR08
Das erste Vorserienfahrzeug im „Deutsche Bahn Design“. Der TR08 vermittelte die Vision des Fernverkehr-Transrapid dank seiner 3×3-Bestuhlung und dem 3-Sektionen-Aufbau inkl. Mittelsektion. Es sollte auf der Hamburg – Berlin Strecke eingesetzt werden.
Das für die TVE produzierte Vorserienfahrzeug war in den Unfall durch menschliches Versagen am 22- September 2006 verwickelt. Es ist nicht öffentlich zugänglich. Die größtenteils unbeschädigte Endsektion 2 (E2) kann an der TVE von außen besichtigt werden. Die Mittel- und beschädigte Endsektion sind in Norddeutschland bis heute eingelagert.
TR09
Ursprünglich sollte der TR09 nach seiner Erprobungsphase auf der Münchener Transrapid-Strecke eingesetzt werden. Aufgrund politischem Versagen wurde daraus nichts.
Seit 2017 steht er in Nortrup. Er wurde vom Urenkel des Magnetbahnerfinders (Hermann Kemper) für 200.001€ bei einer öffentlichen Auktion ersteigert. Er kann nicht von innen besichtigt werden, Besucher können ihn nur vom Zaun ansehen.